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Im Herbst des 42. Regierungsjahres unseres Kaisers Theodosius überquerten wir den Fluss Istros und gelangten auf das Land der Hunnen, in der Hoffnung Frieden zu finden. Als wir uns dem Dorf näherten, in dem die Witwe von Bleda lebte, zog ein schrecklicher Sturm auf, der all unsere Habseligkeiten zerstörte. In der Dunkelheit der Nacht verloren wir uns beinahe aus den Augen.
Glücklicherweise fanden uns einige sehr gastfreundliche Dorfbewohner, die ein Schilffeuer entzündeten, um uns zu wärmen. Sie nahmen uns in ihre Häuser auf, gaben uns zu Essen und boten uns nach lokaler Sitte auch schöne Mädchen an, die uns Gesellschaft leisteten. Beim Verbschieden dankten wir unseren Gastgebern und schenkten ihnen drei Silberbecher, rotes Leder, Pfeffer aus Indien und Datteln, die sie bekanntlich , sehr schätzten.
Unsere Reise dauerte weitere sieben Tage, bis wir ein Dorf erreichten, in dem Attila seinen größten Palast hatte. Das Gebäude war vollständig aus Holz gebaut und hatte mehrere Türme. Dahinter befand sich der Palast von Onegesios, dem einflussreichsten Mann unter den Hunnen, nach Attila natürlich. Nicht weit vom Zaun entfernt sah Ich ein Steingebäude, das zu meiner großen Überraschung ein Badehaus war, das nach den Plänen eines Römers aus Sirmium erbaut worden war, der in Gefangenschaft der Hunnen geraten war.
Währen Ich auf die Audienz bei Attila wartete, begrüßte mich jemand mit „Chaire.“ Ich war ziemlich überrascht, da Ich nicht erwartet hatte, dass ein Barbar griechisch sprach. Er erzählte mir, dass Er einst ein Gefangener der Hunnen war, aber so tapfer kämpfte, dass Er sich Respekt und Freiheit verdiente. So machte Er Karriere und obwohl Er jederzeit, hätte gehen können, entschied Er sich, bei den Hunnen zu bleiben, da sein Leben hier besser und freier war. Schließlich heiratete Er eine Barbarin, mit der Er mehrere Kinder hatte. Ich kann seine Denkweise nicht nachvollziehen: Wie konnte man die römische Ordnung gegen ein Leben unter Barbaren eintauschen?!
Ich wurde, zusammen mit den Gesandten des Weströmischen Reiches, zu Attilas Fest eingeladen, das zur neunten Stunde des Tages beginnen sollte. Wir betraten den Palast, der mit imposanten Hallen und geschnitzten Holzelementen geschmückt war, und wurden vor Attila geführt. Die Mundschenke reichten uns Kelche und luden uns ein, sittengemäß vor dem Hinsetzen ein Gebet zu sprechen. Die Stühle waren in hierarchischer Ordnung entlang der Wände aufgestellt. In der Mitte lag Attila auf einem Diwan, hinter ihm befand sich sein Bett, das mit farbenfrohen Vorhängen geschmückt und auf einem Podest erhöht war. Nach dem Anstoßen wurden die Tische gedeckt und jeder konnte sich bedienen, ohne seinen Platz zu verlassen. Zuerst trat Attilas Diener mit einer Platte voller Fleisch ein, gefolgt von anderen Dienern, die uns ebenfalls Fleisch, Brot und andere Speisen anboten. Wir wurden aus Silberschalen bedient und bekamen Silberbesteck, während Attila eine Holzplatte und einen Holzbecher verwendete. Den ganzen Abend über blieb Er mäßig in seinem Verhalten. Seine Kleidung war schlichter und sauberer als die der anderen, und sein Schwert und seine Stiefel waren nicht mit Gold oder Edelsteinen geschmückt.
Der Abend brach herein, und zwei Barden traten ein, um die Siege und Heldentaten der Hunnen zu besingen. Einige Gäste waren begeistert, während andere vergossen Tränen. Der heiterste Moment des Abends war, als Zerkon, der Narr, eintrat – ein kleiner, buckliger, hinkender Mohr mit einer kleinen, flachen Nase. Er sprach, indem Er Wörter aus verschiedenen Sprachen mischte, und es war so amüsant, dass wir nicht aufhören konnten zu lachen. Von uns allen blieb nur Attila ernst. Der einzige Moment, in dem sich seine Miene aufhellte, war, als Er seinen jüngsten Sohn sah. Mein Tischnachbar, ein Barbar, der Latein sprach, erklärte mir, dass eine Prophezeiung besagt, dass dieser Sohn die Linie der Hunnen weiterführen wird. Das Fest wurde immer ausgelassener, und Ich hielt es für das Beste, mich zurückzuziehen, denn Trank trübt den Geist und löst die Zunge.